Prototyping in der virtuellen Welt

Eine Idee erlebbar machen, darum geht es beim Prototyping. Und wie kann dies in virtuellen Kreativmeetings, mit distanzierter Zusammenarbeit gut gelingen?

Die Phase des Prototypings in einem Design Sprint ist essenziell. Diese Phase lässt das vorher erarbeitete Gedankenkonstrukt, die vielen in den Raum geworfenen Ideen, die vermeintlich ultimative Lösung in die Realität holen. Und zudem lädt diese Phase dazu ein, spielerisch und kreativ mit Bastelmaterialien, Knete, Lego & Co (be-)greifbares entstehen zu lassen. Alles was gut ist, kann verwendet werden, um die Funktion anschließend zu testen oder über ein Erfahrung Feedback einzuholen.

„If a picture is worth 1000 words, a prototype is worth 1000 meeting.” – Tom & David Kelley

Mit den Händen zu denken, das Gedankenkonstrukt in einen anfassbaren Gegenstand verwandeln oder eine nachvollziehbare Geschichte erzählen, damit hebt sich jeder Prozess in Windeseile auf ein neues Erkenntnislevel.

Wenn das Team im Raum an einem Prototyp gemeinsam arbeitet, können ganz großartige Dinge entstehen. Wie kann aber die Prototypingphase gut in den virtuellen Raum umziehen? Welche Methoden und Möglichkeiten gibt es hierfür? Hier sind meine bisherigen Erfahrungen und Ideen. Was sind eure?

  1. Prototyping im virtuellen Raum mit einfachen Mitteln
    Eine Alternative zum gemeinsamen Rapid Prototyping mit einfachen Materialien ist die Skizze. Hier kann an dem heimischen Rechner zu Hause mit analogen Mitteln wie Stift und Papier jede*r Einzelne seine/ihre Skizze von einer Idee anfertigen. Die einzelnen Skizzen geben Aufschluss, wie jede*r einzelne den Gedanken sieht. Die Zusammenführung der Kreationen ergeben ein erstes Big Picture.

    Gemeinsam können die einzelnen Entwürfe in Form einer Collage mit Bildern und Icons ergänzt werden. Die Collage im Sinne eines Moodboards konkretisiert die Idee. Etwas mehr Struktur kann die Konzeptkarte bringen: In einer gemeinsamen Kollaborationsplattform wie Miro oder Mural kann eine Skizze entstehen, ergänzt mit einem Titel, Nutzen und Hauptfunktionen.

  2. Prototyping für digitale Anwendungen
    Bei digitalen Ideen, einer App, einer Software, eine digitale Anwendung gibt es bereits unzählige Softwaretools, die das Prototyping unterstützen und in denen ein Wireframe oder Mockup leicht erstellt werden kann. Wireframes bezeichnen dabei den konzeptionellen Entwurf einer Webseite oder eines Software-Frontends. Dabei spielt die Funktion noch keine Rolle. Das Augenmerk liegt auf der Anordnung von Elementen und der Benutzerführung. Beim Mockup kommen neben einem einfachen zweckdienlichen Design Funktionalitäten hinzu, die in der Testphase ausprobiert werden können.

    Für das Erstellen von Wireframes und Mockups findest du hier eine kleine Auswahl an möglichen Tools, die im virtuellen Workshop gut als zusätzliches Werkzeug zum Prototyping mit eingesetzt werden können (alle hier aufgelisteten Varianten sind als Fremium erhältlich):

  1. Prototyping für Paperprototyps / physische Produkte
    Gemeinsames Basteln im virtuellen Raum ist leider schwer möglich. Allerdings gibt es auch hier bereits Software, die ggf. mit Hilfe von Desktopsharing gemeinsam genutzt werden können, wenn auch etwas Übung und Umgang mit den Tools gefragt ist.

    Als virtuelle Lego-Alternative wäre Bricklink (https://www.bricklink.com wie auch Mecobricks (https://www.mecabricks.com/) zu nennen. Für den Modellbau hat sich schon seit Jahrzehnten Autodesk zum Beispiel mit Fusion360 etabliert. Hier lassen sich Modelle am Rechner konstruieren. Open Source Alternativen wären hier FreeCAD (https://www.freecadweb.org/)  wie auch SketchUp (https://www.sketchup.com/). Und wenn der Prototyp über ein paar Iterationsschleifen gegangen ist, können diese Daten mittels 3D-Druck anfassbar werden. Bis dahin sind und bleiben es allerdings nicht anfassbare Dateien. Zugegeben, ad hoc lässt sich diese Software nicht einsetzen, sie ist keineswegs selbsterklärend. Aber nach ein paar Iterationsschleifen über Skizzen & Co kann hier professionelle Hilfe vielleicht unterstützen, wenn es der Prozess erfordert.

  2. Prototyping für Storytelling
    Im weitesten Sinne (da streiten sich manchmal die Geister) sind auch Geschichten guten Prototypen, die zum Beispiel über Rollenspiele oder als Video gezeigt werden können. Zwar können hier beim anschließenden Test die Nutzer*Innen nicht mit dem Prototyp interagieren, aber hygienisch sicher ihr Feedback zu der Geschichte geben. Virtuell ist das Geschichtenerzählen, das Nachempfinden einer Customer Journey sehr gut möglich:

Egal ob das Gedankenkonstrukt in eine Geschichte mündet, die Idee als Gegenstand zum Leben erweckt wird oder gemeinsam das Verständnis über eine Skizze schärft, es gibt viele Varianten das Prototyping im virtuellen Raum abzubilden. Und doch wird mit jedem neu eingeführten Werkzeug eine zusätzliche Hürde im Prozess eingebaut. Hier ist das Ziel und der Mitteleinsatz ins Verhältnis zu setzen. Und ein gemeinsames Kreieren einer Idee im Raum ist virtuell nicht abzulösen. Aber wenn wir beide Welten miteinander vereinen, unsere Learnings aus dem letzten remote Jahr mit den klassischen Vorgehensweisen kombinieren, dann können wir den Design Sprint auf eine ganz neue Ebene heben.


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