Methodenvorstellung: Die Persona
Methodenvorstellung: Die Persona
Die Persona, eine idealtypische Repräsentation einer Personengruppe, eine geliebte und gehasste Methode zugleich.
In einem erlebten sehr spannenden Diskurs gingen wir der Frage auf den Grund, inwiefern die Persona diskriminierend sei. Lasst uns gemeinsam diese Frage erörtern und die Methode der Persona genauer betrachten.
Personas – Sinn & Zweck – Kurzvorstellung der Methode
Die Persona ist die Bündelung der wichtigsten Erkenntnisse über Bedürfnisse, Schmerzpunkte wie auch Antriebskräfte der Nutzer und Nutzerinnen (von einem Produkt, ein Service, einer Idee) in einer Person mit persönlichen Eigenschaften wie Alter, Hobbies, soziales Milieu. Es sind Archetypen, die sich aus einer Menge an Eigenschaften verschiedener, aber in der Regel hinsichtlich festgelegter Aspekte gleichartiger Personen ergeben. Die Personifizierung des Archetyps hilft, sich unmittelbar wie auch empathisch mit der jeweiligen Personengruppe zu identifizieren. (Übernickel u.a. 2015)
Die Persona kann die Brücke der Empathie hin zu Nutzer und Nutzerinnen bilden. Die Persona hilft dabei, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen und die Schmerzpunkte und Motivatoren nachzuempfinden. Die Persona dient dazu, leichter Mitgefühl zu entwickeln.
Und doch lädt die Persona dazu ein, bereits erdachte Vorurteile über die Zielgruppe in der Methode zu verfestigen.
Stolpersteine in der Entwicklung von Personas
Stolperstein 1: Stereotypisierung an der Realität vorbei
Personas sind Schubladen. Und jeder hat ein konkretes Bild dieser Schublade im Kopf. Die Gefahr besteht darin, die extremen Eigenschaften der Personen miteinander zu mischen und am Ende eine Karikatur entstehen zu lassen. Dann ist die ältere Dame nicht mehr ganz bei Sinnen und immer mit dem Rollator unterwegs. Wenn sich das Team zu sehr in die Schublade vergräbt, ist die Persona an der Realität vorbei entwickelt. Vorhandene als wahr angenommene Bilder und (Vor-)urteile fließen in die Persona ein. Um dies zu verhindern hier der Praxistipp: Orientiert euch an echten Personen und rückt die Bedürfnisse wie auch Schmerzpunkte und Freudeaspekte in den Mittelpunkt. Die persönlichen Eigenschaften können als nettes Beiwerk zum Schluss zusammentragen werden.
Stolperstein 2: die Persona als die eigene Projektion
Allzugern wollen wir uns selbst in der Persona wiederfinden, unsere Annahmen und Wünsche hineinprojizieren. Unsere eigenen Bedürfnisse sehen wir als absolute Wahrheit ein. So wie ich die Welt sehe, so wird es doch auch die Persona tun? Weit gefehlt. Die Kunst ist es, die Persona nicht auf uns zu münzen, sondern sich in sie hineinzuversetzen. Das sind zwei verschiedene Perspektiven. Der Praxistipp hier lautet, mit allen Sinnen Empathie zu entwickeln. Die Welt mit den Augen der anderen zu sehen, mit deren Ohren zu hören, mit deren Sinnen wahrzunehmen.
Stolperstein 3: zu viel des Guten
Der Wunsch ist groß, in die Persona ALLE gesammelten Erkenntnisse ineinander zu vereinen. Der Wunsch ist groß, nicht nur eine kleine Zielgruppe zu betrachten, sondern auf Basis einer Persona eine Lösung für die ganze Welt zu kreieren. Die Persona kann nur ein kleiner Ausschnitt aus der Realität sein. Es ist eine Bündelung, eine Hilfestellung für den Fokus. Und für den nächsten Iterationsschritt ist dabei weniger manchmal mehr. Die Persona kann in einem späteren Stadium ergänzt oder geändert werden, wenn die gesammelten Erkenntnisse ein anderes Bild der Nutzer und Nutzerinnen erkennen lassen.
Was wirklich wichtig ist
Die Persona ist ein Hilfsmittel, nicht mehr und nicht weniger. Essenziell ist dabei immer wieder, hinter der Persona einen Menschen mit Bedürfnissen und Fähigkeiten, Eigenschaften und Ängsten zu sehen. Uneingeschränkte Wertschätzung, egal wie weit weg die Werte der Persona und die Werte der dahinterliegenden Personengruppe von einem selbst sind, gilt als Zauberspruch. Mit Urteilsfreiheit und Offenheit in die Personaentwicklung zu gehen hilft, Empathie aufzubauen. Mit gewonnener Empathie können Produkte, Services und Ideen eine neue Innovationskraft erfahren.